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Hahn Holen - Hochzeit Tradition in Emsland

Hahn Holen - Hochzeit Tradition in Emsland
Seit jeher gibt es Traditionen und Bräuche, deren Ursprünge teilweise Jahrhunderte zurückliegen, aber heute noch immer gepflegt werden. Dabei waren solche Bräuche sowie Traditionen schon immer vor allem in ganz besonderen Anlässen verankert und deshalb war deren Pflege den jeweiligen Menschen auch extrem wichtig.

 

Auch heute noch ist das Wahren alter Brauchtümer vielen Menschen ein wichtiges Anliegen. Die damit auch häufig verbundenen (Kindheits-) Erinnerungen spielen dabei eine ganz wesentliche Rolle.

Zu solchen besonderen Anlässen, bei denen auf das Einhalten von alten Traditionen besonders viel Wert gelegt wird, sind Feste.

Als das Fest aller Feste würden sehr viele Menschen sicherlich die Hochzeit bezeichnen. Eine ganz besondere und alte Hochzeitstradition im Emsland ist das sogenannte „Hahn Holen“, welches vielerorts bis heute so durchgeführt wird.

Dabei wurde es stets dem aktuellen Zeitgeist angepasst und teilweise durch Alternativen ergänzt. Der wahre Kern dieses Hochzeitsbrauchs jedoch wird nach wie vor bewahrt.

Straßenschild Hahn Holen

Der Ursprung des alten Brauchs

Seinen Ursprung hat der Brauch insbesondere im ländlichen und bäuerlichen Raum im Emsland sowie im Münsterland. Es wird dort auch als „Hahn halen“ oder schlichtweg „Hahn schlachten“ bezeichnet.

Der Hochzeitsbrauch wird traditionell am Tag nach einer Hochzeitsfeier durchgeführt und dient in erster Linie dem Dank an alle Nachbarn und Familienmitglieder, die vor und während der Feierlichkeiten kräftig mithalfen, die Feier zu organisieren.

@svenhphotography Wer kennt die Tradition „Hahn holen“? 😂🤓 #hochzeitstag #svenh #hahnholen #hochzeitseinladung #papeterie #einladungskarte #emsland ♬ Nefeli - Ludovico Einaudi

 

Früher war es vor allem im Emsland üblich, dass Bauernhochzeiten im ganz großen Stil gefeiert wurden. Nicht selten nahmen an den Feierlichkeiten mehrere Hundert Menschen teil.

Schon vor der Hochzeitsfeier zog ein sogenannter „Hochtiedsnöger“ durch die Straßen, verkündete die frohe Botschaft und lud alle Gäste höchstpersönlich zum Kommen ein. Diese Einladung bestand in der Regel aus einem Gedicht, welches er an den Haustüren vortrug.

Im Zuge der Vorbereitungen war es üblich, dass sich besonders die Nachbarn daran beteiligten. Dies taten sie unter anderem durch die Zubereitung der Speisen sowie die Bewirtung der anderen Gäste während der Hochzeitsfeier.

Darüber hinaus holten sie die sogenannte Aussteuer oder die Mitgift der Braut in einem Karren ab.

Dieser nannte sich „Klendewagen“ und diente schlichtweg zum Schabernack zwischen den Mitreisenden.

Auch stellten sich andere Bürger während der Fahrt regelmäßig in den Weg und machten diesen erst wieder frei, wenn sie ebenfalls einen „Schluck ut de Pulle“, also einen Schluck aus der Flasche bekamen.

Hochzeitsfeiern im Emsland waren und sind etwas ganz Besonderes

Natürlich gehörten auch bei solchen ursprünglichen Bauernhochzeiten im Emsland die heute fast überall gängigen Bräuche, die während und nach einer Hochzeitsfeier gepflegt werden. Dazu gehörten beispielsweise der typische Junggesellenabschied oder der auch „Letsch“ genannte Polterabend.

Nicht mehr überall, aber dennoch relativ häufig, wird auch heute noch der Schleiertanz sowie der Brautlauf zelebriert. Nicht fehlen durfte und darf dabei auch die berühmte Brautentführung logischerweise nicht.

Was die traditionellen Hochzeitsfeste im Emsland jedoch so einzigartig macht, ist eben das Hahn Holen, welches immer schon auf all die genannten Bräuche folgte: Zunächst wurde das Brautpaar am Folgetag der Hochzeitsfeier zu einem Spaziergang „entführt“.

Begleitet wurde das Paar von einem Hahn, der nach altem Brauch betrunken gemacht und anschließend geschlachtet wurde. Später wurde er zu einer Suppe verarbeitet und den helfenden Freunden, Familienmitgliedern sowie Nachbarn im Zuge eines großen Festmahls serviert.

Diese Nachfeier fand traditionell bei den Eltern der Braut statt. Neben der Danksagung sollte sie aus Sicht der Braut auch dazu dienen, sich vor dem Bräutigam und den Gästen bezüglich der - zumindest früher gängigen - „Hausfrauentugenden“ unter Beweis zu stellen.

Ein Hochzeitsbrauch im Zeitenwandel

Wie so viele Traditionen und Bräuche musste sich im Laufe Zeit auch dieser stets an den aktuellen Zeitgeist anpassen. So steht heutzutage sicherlich nicht mehr die Beweispflicht der Braut als „gute Hausfrau“ im Vordergrund, sondern viel mehr das gemeinschaftliche Beisammensein, Feiern und Würdigen der Freundschaft.

Auch das Tierwohl hat mittlerweile einen sehr viel höheren Stellenwert, als noch vor vielen Jahrzehnten. So wird der Hahn mittlerweile natürlich nicht mehr betrunken gemacht und nach dem Spaziergang meistens auch gar nicht mehr gegessen.

Die Art und Weise, wie der traditionelle Brauch heutzutage gelebt und gepflegt wird, hat sich teilweise auch geändert. Dabei haben sich einige wenige Variationen des ursprünglichen Brauchs gebildet, aber auch moderne Alternativen entwickelt.

Andere Varianten des Hahn Holen

Die am häufigsten durchgeführte Variation des Brauchs war das sogenannte Resteessen. Im Zuge dessen wurden - wie die Bezeichnung bereits verrät - am Folgetag der Hochzeitsfeier die Reste des Festmahls gemeinsam gegessen.

Verbunden wurde dies meistens mit einem kleinen Umtrunk, denn auch hier war logischerweise das ein oder andere übrig geblieben.

Aber auch diese Tradition wird so in der Art und Weise heute nicht mehr allzu häufig gepflegt. Stattdessen haben sich hierfür - wie bereits erwähnt - einige ebenfalls schöne alternative Feiermethoden entwickelt.

Moderne Alternativen zum klassischen Brauch

Trotz aller Bräuche und Traditionen unterlag auch das Hahn Holen immer wieder einer gewissen „Modernisierung“. Dabei wurden die Grundaspekte des Brauchtums durchaus beibehalten, aber an die Moderne angepasst.

Dadurch entwickelten sich gleich mehrere Alternativen zum ursprünglichen Brauch. Die drei beliebtesten davon stellen wir im Folgenden vor:

Der eigene Imbisswagen oder Foodtruck

Sehr beliebt ist der eigene Imbisswagen beziehungsweise Foodtruck für die Feierlichkeiten am Tag nach der Feier. Genau genommen wird dabei für den „Hahn-Holen-Tag“ ein solcher angemietet.

Auch hiermit kann den Gästen die Dankbarkeit für die Mithilfe beim Fest ausgedrückt werden. Mögliche Mahlzeiten wären hier Burger, Crêpes, Pfannkuchen oder Grillwürste.

Eine entspannte Grillparty geben

Apropos Grillwürste: Wer die Kosten für einen angemieteten Grillwagen beziehungsweise Foodtruck nicht zahlen kann oder möchte, fährt für die „Dankesfeier“ auch sehr gut mit einer einfachen, aber entspannten Grillparty.

Die allermeisten Hochzeiten finden aufgrund des in der Regel schönen Wetters ohnehin in den Sommermonaten statt. Wenn die eigene Hochzeitsfeier in dieser Zeit geplant wird, passt ein Grillfest natürlich perfekt, weil es sowieso die Zeit dafür ist.

Auch so können alle gemütlich beisammen sein und essen, was individuell am besten schmeckt. Ein weiterer Vorteil - neben dem schönen Wetter - ist die Tatsache, dass für eine Grillparty kaum Vorbereitung notwendig ist, was nach einem langen Fest am Vortag sicherlich allen zugutekommen wird.

Klassisch und doch modern: Kaffee und Kuchen

Eine dritte und sehr beliebte Möglichkeit, den Freunden und Nachbarn für die Hochzeitshilfe zu danken, ist eigentlich schon wieder eher eine klassische Angelegenheit: Einfach zum Kaffee und Kuchen einladen.

Weil es am Hochzeitstag ganz sicher schon Kuchen gegeben hat (allen voran natürlich die Hochzeitstorte), kann man dies auch als eine Art Restessen ansehen und somit schließt sich hier fast schon wieder der Kreis zum ursprünglichen Brauch.

So gesehen kann man mit bestem Gewissen von einer echten Mischung aus Tradition und Moderne sprechen.

Du möchtest eine traditionelle Emsländer Hochzeit feiern?

Wenn Du jetzt auf den Geschmack gekommen bist und selbst ein Hochzeitsfest nach traditioneller Emsländer Art feiern möchtest, solltest Du dabei auf die wichtigsten Punkte achten, die den besonderen Brauch ausmachen:

  1. Schicke jemanden als "Hochtiedsnöger" mit einem Einladungsgedicht von Haus zu Haus
  2. Frage Deine Nachbarn, ob sie Dir bei den Vorbereitungen und der Bewirtung helfen
  3. Organisiere einen „Klendewagen“ für die "Schabernacktour"
  4. Junggesellenabschied, Polterabend ("Letsch") und Brauttanz gehören natürlich auch dazu
  5. Am Tag danach folgt das "Hahn Holen" - egal ob traditionell, modern oder individuell

 

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